Autos mit Wasserstoff-Antrieb
Volle Ladung Zukunft
Grüner Wasserstoff soll zu einer tragenden Säule der Klimawende werden. Für Unternehmen könnte der Energieträger künftig viele Möglichkeiten bieten, sich nachhaltiger aufzustellen – unter anderem beim Thema Dienstwagen.
Wenn man so will, tankt der Hyundai Nexo Zukunft. Denn das Auto fährt mit Wasserstoff (H2) – einem Energieträger, in dem viel Hoffnung steckt. Warum? Wasserstoff eignet sich nicht nur als alternativer Kraftstoff, sondern auch als Zwischenspeicher für Ökostrom, als Rohstoff für die Industrie und sogar als Wärmelieferant. Das Entscheidende dabei: Solange er „grün“ produziert wird, zum Beispiel aus erneuerbarem Strom in Elektrolyseanlagen, sind mit seiner Nutzung im Idealfall keine klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen verbunden. Prognosen zufolge könnte der Einsatz dieses Energieträgers allein in der EU bis 2050 bis zu 560 Megatonnen CO2 einsparen.
Wasserstoff hat das Potenzial zu einem nachhaltigen Energieträger, der flexibel einsetzbar und zudem leicht zu transportieren ist. Damit er eines Tages im großen Stil in Verkehr, Industrie und Haushalt eingesetzt werden kann, ist jedoch noch einiges an Forschung und Entwicklung nötig. Daher will der Bund im Rahmen seiner nationalen Wasserstoffstrategie neun Milliarden Euro investieren, um grünen Wasserstoff marktfähig zu machen. Es ist nicht das erste Mal, dass eine Wasserstoff-Ära ausgerufen wird. Doch Dr. Jürgen Bock glaubt: Der Durchbruch könnte diesmal tatsächlich kommen. „Technische Fortschritte und der notwendige Klimaschutz schaffen gute Rahmenbedingungen“, so der Technische Leiter bei den Stadtwerken Herne.
So sieht die Zukunft aus: Dr. Jürgen Bock mit dem neuen Wasserstoff-Auto der Stadtwerke Herne.
Auch im Mittleren Ruhrgebiet beschäftigen sich immer mehr Unternehmen intensiv mit dem Thema. Für Energieversorger wie die Stadtwerke bedeutet grüner Wasserstoff ein potenzielles neues Geschäftsfeld – und für Industriekonzerne die Möglichkeit, ihre Produktion umweltverträglicher zu gestalten. Denn Wasserstoff spielt eine wesentliche Rolle in der chemischen Industrie, bei der Herstellung von synthetischen Kraftstoffen oder der Raffinierung von Mineralöl. Bisher kommt dabei allerdings meist grauer Wasserstoff zum Einsatz, der mithilfe fossiler Brennstoffe produziert wird und einen erheblichen CO2-Fußabdruck hinterlässt. Auch die Stahlindustrie kann ihre Emissionen deutlich senken, wenn sie auf grünen Wasserstoff setzt.
Klimafreundlich unterwegs
Im Verkehrssektor stellt grüner Wasserstoff ebenfalls eine emissionsarme und damit klimafreundliche Alternative dar: Mit H2 betriebene Busse, Lkw und Züge werden in Zukunft womöglich ebenso zum normalen Straßenbild gehören wie Wasserstoff-Pkw. Autos wie der Hyundai Nexo punkten wie herkömmliche Elektrowagen damit, dass sie leise sind und weniger Schadstoffe ausstoßen als Benziner, Diesel und Co. Der Unterschied: Wasserstoffautos tanken ihren Strom nicht an der Steckdose. Sie produzieren die Energie für ihren Elektromotor selbst. Grundlage dafür ist eine Brennstoffzelle: In ihr reagieren Wasserstoff und Sauerstoff so miteinander, dass ein Stromfluss entsteht. Der Wasserstoff für diese sogenannte umgekehrte Elektrolyse stammt aus einem oder mehreren Tanks im Auto.
Während Elektroautos für eine volle Ladung zwischen 30 Minuten und mehrere Stunden an die Stromtankstelle müssen, ist der Tank eines Brennstoffzellenautos binnen kürzester Zeit wieder voll – ein echter Vorteil. Die Stadtwerke probieren diese neue Form der Mobilität bereits mit dem Hyundai Nexo aus. Neben dem Toyota Mirai ist er derzeit der einzige auf dem deutschen Markt erhältliche Wasserstoff-Pkw. Doch weitere Modelle werden nachkommen. So will beispielsweise Opel schon im Herbst eine Brennstoffzellen-Variante seines Transportes Vivaro auf den Markt bringen.
„Wasserstoffautos könnten somit künftig eine echte Möglichkeit sein, den Fuhrpark eines Unternehmens nachhaltiger aufzustellen“, ist Bock überzeugt. „Vorausgesetzt, dass grüner Wasserstoff im Tank landet und das Tankstellennetz weiter ausgebaut wird.“ Tatsächlich ist die Zahl der Zapfsäulen derzeit das größte Manko. 2020 gab es in der EU lediglich 125 Wasserstofftankstellen. Immerhin: Mehr als die Hälfte davon stand in Deutschland. Und bis zum Jahr 2023 soll hierzulande ein Netz von 400 H2-Tankstellen entstehen. Bis dahin macht sich die große Reichweite des Hyundai Nexo bezahlt: Im ADAC-Test schaffte das Wasserstoffauto problemlos 540 Kilometer.